Wollen ist das eine, können das andere!
Ich würd´ ja gerne, aber… Kommt dir dieser Satz bekannt vor? Wie oft verwendest du ihn? Und jetzt Hand auf´s Herz: Möchtest du was auch immer wirklich machen? Gibt es tatsächlich ein „richtiges Aber“, oder ist das Aber nur vorgeschoben? Soll ja mal vorkommen … 😉
Was du von ganzem Herzen tust
Jetzt geht es allerdings um die „richtigen Aber“. Das sind Gründe, die dich davon abhalten, etwas zu tun, was du wirklich von ganzem Herzen gerne machen würdest. Das kann ein Treffen mit einer guten Freundin sein, aber dein Kind ist krank und es kann sich an dem Abend niemand anders darum kümmern. Es ist möglicherweise eine Reise, die dein finanzielles Budget völlig sprengt. Oder es ist ein Kundenauftrag für eine Seminarreihe, die du unglaublich gerne machen würdest, die dich aber körperlich zu sehr fordern würde.
Solche aber meine ich. Wenn du dir jetzt denkst: „Aber da könnte man doch…“, dann bist du schon genau auf dem Weg, auf den ich dich mitnehmen möchte. In vielen Fällen, nicht in allen, aber doch in den meisten, gibt es Alternativen. Und zwar richtig gute Alternativen. Keine von der Art: „Naja, kann man schon machen… (oder auch nicht.)“ Sondern interessante und gute Varianten von deiner Idee.
Was du als gut und interessant empfindest, hängt natürlich von dir und deinem Gegenüber ab. Beim Treffen mit der Freundin und dem kranken Kind komme ich immer gerne bei meiner Freundin vorbei und wir sind eben bei ihr, quatschen und haben Spaß. Die Kleine ist dann sowieso im Bett aber wenn was wäre, ist meine Freundin da. Für mich ist das eine sehr gute Alternative. Wenn du aber sagst: “Ach ne, das muss ich jetzt nicht haben”, dann verschiebt den Termin und gut ist.
Zu der teuren Reise gibt es vielleicht Ziele, die sehr ähnlich, aber eben deutlich günstiger sind. Wenn es aber doch unbedingt das eine Ziel sein soll, können es auch Alternativen sein, kürzer zu reisen und so den Reisepreis zu verringern oder eben noch bis nächstes Jahr darauf zu sparen. Alles Möglichkeiten, die gut sein können – oder auch nicht. Das hängt ganz stark von dir ab.
Das bequeme Aber
Manchmal ruhen wir uns auch auf dem „Ich würde ja gerne, aber…“ aus. Vielleicht kennst du das, wenn du dir schon länger etwas wünscht und es dann plötzlich bekommst, dass du dann erstmal fast überfordert bist („Oh Gott, was mache ich denn jetzt?“) bevor du dich richtig freuen kannst?
Das Thema mit der Seminarreihe ist noch offen. Natürlich lassen sich auch hier verschiedene gute Alternativen finden. Eine mögliche Alternative kann sein, dem Kunden ein Blended Learning Konzept, also eine Zusammenstellung verschiedener Methoden anzubieten. Wenn dich die Reisetätigkeit und/ oder die Präsenzseminare zu sehr anstrengen, dann könnte es eine Alternative sein, online und offline zu kombinieren.
Anstelle von mehreren Präsenztrainings in einem bestimmten Zeitraum bietest du z.B. eine eintägige live Kick-Off-Veranstaltung an, dann verschiedene Module als Online-Training. Hier hast du die Möglichkeit, zwischen Webinaren, Videos, Selbstlernsequenzen, schriftlichen Aufgaben etc. zu variieren. Begleiten kannst du die Reihe durch ein Forum zum gegenseitigen Austausch. Am Ende schließt die Seminarreihe wieder mit einem Präsenz-Workshop ab.
Aber warum sollte das Unternehmen das machen? Gründe gibt es einige:
- Ein Grund, der immer ganz gut zieht: Kosten. 😉 Das Unternehmen spart die Reisekosten für dich und die Mitarbeiter.
- Zeitersparnis: Die Mitarbeiter müssen die Zeit für die Anreise, die in der Regel für das Unternehmen als Arbeitszeit gerechnet und vergütet wird, nicht bezahlt werden.
- Das Training kann leichter auch über räumliche Grenzen hinweg organisiert werden.
- Auch Mitarbeiter, die aus persönlichen Gründen mit längeren Präsenztrainings Schwierigkeiten haben, können am Training teilnehmen.
- Die Methodenvielfalt kann alle verschiedenen Lerntypen ansprechen. Im Präsenztraining läuft es doch häufig auf ähnliche Methoden hinaus.
Du hast viele Möglichkeiten
Der Job als Trainer oder Dozent kann körperlich oder auch emotional sehr herausfordernd sein. Wenn du dann nicht mehr so kannst, wie du gerne willst, können Online-Trainings und digitale Produkte eine großartige Alternative für dich sein. So kannst du trotzdem tun, was du liebst, wenn auch ein klein wenig anders. 🙂
Es gibt nicht nur das Online-Training. Interessant können ebenso Selbstlernkurse, Videos, E-Books und Bücher, Podcasts, Mitgliederbereiche etc. sein. Wenn du im B2B-Bereich tätig bist und deine Kunden Unternehmen sind, dann ist das auch kein k.o.-Kriterium. Ganz im Gegenteil. Immer mehr Unternehmen arbeiten nur noch mit Weiterbildungsunternehmen oder Trainern zusammen, die auch Online-Trainings bzw. Blended-Learning-Konzepte anbieten (können).
Das darf (von beiden Seiten) aber nicht mit dem früheren E-Learning verwechselt werden. Hiermit haben viele Unternehmen schlechte Erfahrungen gemacht und teures Lehrgeld bezahlt. Die Medien damals haben lange nicht so viele Möglichkeiten hergegeben, wie es heute z.B. über die Social Media der Fall ist.
Die sozialen Medien eignen sich als Ergänzung für den gegenseitigen Austausch, Netzwerken oder das gemeinsame Erschaffen und reflektieren von Inhalten ganz hervorragend. Auch die teilweise horrenden Kosten, die früher mit der Entwicklung von E-Learning-Kursen verbunden waren, gehörend der Vergangenheit an. Heute gibt es viele und deutlich günstigere Alternativen.
Egal was deine Gründe sind, dass du vielleicht eine Präsenztrainingsreihe nicht mehr übernehmen kannst, auch wenn du gerne willst, gibt es Alternativen! Je besser du deine Kunden kennst, desto einfacher kannst du das aus Sicht deiner Kunden argumentieren. Du musst und solltest ihnen gar nicht unbedingt sagen, dass du es anders vielleicht gar nicht könntest.
Wie echt ist dein Aber?
Wann auch immer du das nächste Mal sagst: „Ich würde ja gerne, aber…“, denke einen Moment darüber nach, ob dein „aber“ vorgeschoben ist, oder ob es ein „echtes Aber“ ist. Wenn es vorgeschoben ist, dann mache dir Gedanken, was dahinter steht! Das ist jetzt aber ein anderes Thema… 😉
Wenn es ein „echtes Aber“ ist, dann überlege dir gute Alternativen. Für dich und dein Gegenüber. Versetze dich dazu in die Situation des anderen, das macht die Sache leichter. Betrachte das Thema aus seinen Augen. Finde einen Weg, trotzdem zu tun, was du liebst! Es gibt fast immer Möglichkeiten, wenn auch oft etwas anders, als du es dir im ersten Moment vorgestellt hast…
In welchen Situationen sagst du „Ich würde ja gerne, aber…“? Teile deine Ideen mit mir in den Kommentaren, ich bin gespannt!
Herzliche Grüße
Jaaaa! Ich könnte gerade laut kreischen, weil ich genau an dem Punkt auch mal wieder feststecke. Und das liegt nicht nur daran, dass meine Seele noch nicht so richtig aus dem Urlaub zurück ist. Kann mal bitte eine eine Erfahrung posten, WIE sie über diesen Punkt hinausgekommen ist und was es gebraucht hat, um diese Angst sich zu zeigen zu überwinden? (Ich weiß, dass es bei jedem Menschen etwas anderes sein kann, was den Kick gibt…ich hätte gern ein paar positive Beispiele zum inspirieren).
Kribbelige Grüße an alle noch-Feststeckerinnen, Antje
Hallo Simone,
toller Artikel, mit dem du mein Trainerherz voll getroffen hast. Ich kenne so viele Kollegen mit wirklich klasse Ideen, die sich aber nicht an die Umsetzung trauen.
In der heutigen Zeit muss jeder Trainer einfach bereit sein, auch andere Wege zu gehen und sich in die Technik und die etwas andere Art der Vermittlung einzuarbeiten.
Ich sagen mal: Wollen ist das eine – und sich trauen ist das andere.
Herzliche Grüße
Ulrike
Liebe Ulrike,
herzlichen Dank für deine Rückmeldung! Erst letzte Woche habe ich auch mit einer lieben Kollegin telefoniert, die “eigentlich” komplette Online-Trainings fertig hat, aber sich eben auch nicht raus traut damit. Bei ihr ist das auf Dauer aber mit die einzige Möglichkeit, weiterhin als Trainerin tätig zu sein, da sie Präsenztrainings gesundheitlich nicht mehr geben kann.
Hier kommen dann wollen, können und trauen zusammen…
Tolle Ergänzung, danke!
Bis bald
Simone