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Anfangen, bevor ich fertig bin?
Oh nein, das geht nun wirklich nicht! Es ist noch gar nicht so lange her, da war genau das meine Einstellung. Als kleine Perfektionistin passte das so gar nicht in meine Lebenswelt. Aber das hat sich geändert und zwar gehörig! Ob ich jetzt keine Perfektionistin mehr bin? Doch, schon. Aber ich habe erkannt, dass ich meinen Ansprüchen viel besser gerecht werden kann, wenn ich mich an START BEFORE YOU´RE READY halte. Dass sich das jetzt etwas seltsam anhört, kann ich mir gut vorstellen. Ging mir im ersten Moment genauso…
Seit ich mich intensiv mit dem Thema Online-Training und Social Media auseinandersetze, bin ich in den verschiedensten Zusammenhängen immer wieder auf den Spruch START BEFORE YOU´RE READY oder „Fange an, bevor du fertig bist!“ oder „Lieber unperfekt gestartet, als perfekt gewartet!“ gestoßen. Der Gedanke, das zu tun, hat mir ehrlich gesagt Angst gemacht. Anfangen, bevor alles perfekt ist??? Das konnte ich mir nicht vorstellen.
Je öfter ich aber auf das Thema aufmerksam wurde und du kennst das bestimmt: sobald du auf etwas achtest, läuft es dir plötzlich ständig über den Weg
Das Problem mit dem eigenen Anspruch
Mein Anspruch an mich, alles perfekt machen zu wollen, gründet auch auf der Angst zu versagen, negative Kritiken zu bekommen, mich dem öffentlichen Urteil auszusetzen,… Ach, die Liste kann ich noch ewig fortsetzen.
So, nun aber mal ganz realistisch betrachtet. Was bedeutet START BEFORE YOU´RE READY im Zusammenhang mit Trainings und Seminaren? Es heißt, dass ich mit meinem Angebot „rausgehe“, bevor es ganz fertig ist. Wenn ich darüber nachdenke, wie ich das früher bei Präsenztrainings gemacht habe und noch immer mache, war das eigentlich auch nie etwas anderes.
Die Erfahrung
Ich hatte beispielsweise einen Termin bei einem Kunden, der ein Seminar für seine Mitarbeiter zum Thema Schwierige Kommunikation durchführen wollte. Also habe ich mir grob überlegt, welche Ziele verfolgt werden können und wie das Seminar ablaufen könnte. Das habe ich dann meinem Kunden vorgestellt. Gemeinsam haben wir dann über die Ziele des Seminars, die Zielgruppe und die Themen gesprochen und überlegt, wie das Training von mir am besten gestaltet werden soll. Ich habe den Auftrag bekommen, obwohl das Training noch gar nicht erstellt war.
Anschließend habe ich die Ideen und Vorschläge eingearbeitet und daraus das Training erstellt. Ups… Moment mal. Ja, tatsächlich. Ich habe dem Kunden ein grobes Trainingskonzept vorgestellt und verkauft (!), obwohl das Training noch gar nicht fertig war. Und weißt du was? Alles andere wäre auch Quatsch gewesen.
Die Gefahr, im stillen Kämmerlein alleine ein umfangreiches Produkt zu entwickeln, Wochen oder Monate Zeit dafür zu investieren um dann festzustellen, dass es an den Kundenwünschen vorbei geht und niemand kaufen will, ist viel zu groß!
Gerade wenn du eine Dienstleistung verkaufst, möchte dein Kunde Lösungen, die genau auf seinen Bedarf abgestimmt sind. Das ist doch genau das, was ich als Perfektionist möchte: Eine Lösung, die perfekt zu meinem Kunden passt (und nicht nur zu mir)! Also ist START BEFORE YOU´RE READY eigentlich nur die logische Konsequenz, auch oder gerade wenn du auch ein wenig oder mehr
Umsetzung im Online-Training
Wie kannst du START BEFORE YOU´RE READY im Online-Training umsetzen? Meine Empfehlungen an dich:
1. Wenn du eine Idee zu einem Online-Training hast, dann rede mit anderen darüber und höre, was sie zu sagen haben. Hab keine Angst, dass dir jemand „deine Idee klaut“, sondern nutze die Zeit bis es losgeht um dein Vorhaben bekannt zu machen.
2. Hast du schon eine relativ große Newsletterliste? Dann frage deine Leser direkt, was sie sich in einem Online-Training mit dir wünschen würden. Wer könnte dir besser verraten, was er möchte, als er selbst?
3. Du kannst auch eine kleine Umfrage starten. Bei Umfragen, in denen die Befragten nur ankreuzen müssen, hast du in der Regel eine höhere Teilnehmerquote, weil es schneller geht und für die Befragten einfacher zu beantworten ist.
Mein Tipp: Überlege dir genau, welche Fragen dich weiterbringen. Stelle so wenig Fragen wie möglich, aber so viele Fragen wie nötig. Arbeite vor allem mit Ankreuzfragen und gib den Teilnehmern zusätzlich die Möglichkeit noch Anmerkungen zu ergänzen.
Beispiel:
Welche Inhalte interessieren dich in einem Online-Training zum Thema „Schwierige Gespräche führen“ am meisten? (Mehrfachnennungen möglich)
O Beispiele von schwierigen Gesprächssituationen mit Musterlösungen
O Ein Leitfaden um schwierige Gespräche vorzubereiten
O Üben von schwierigen Gesprächssituationen
O Umgang mit Konflikten
O Sonstiges: ________________________
4. Je nachdem wie groß deine Newsletter-Liste bereits ist, kannst du die Umfrage darüber starten. Alternativ auch über deine Facebook-Seite oder Facebook-Gruppen sowie über relevante Foren. Auch ein kleines Freebie kann die Teilnahmequote erhöhen.
5. Überlege dir was das Ziel deines Online-Trainings sein soll und beschreibe grob (!), was im Training passiert. Lege eine Landingpage für das Training an und sammele Interessenten ein, denen du dann weitere Informationen gezielt zukommen lässt. Sobald das erste Commitment zu deinem Trainingsangebot da ist, wird die Response-Quote, wenn du das Training verkaufen möchtest deutlich höher sein. Je höher, desto gezielter du deine Zielgruppe angesprochen hast. Daher ist es auch wichtig, dass du vorher (!) weißt, was das Ziel deines Trainings sein soll, auch wenn die Inhalte noch weitgehend offen sind. So kannst du deine Ansprache gezielter gestalten.
6. Nur, weil jemand grundsätzlich Interesse an deinem Training hat, heißt es leider noch nicht automatisch, dass er dafür auch Geld bezahlen würde. Das ist auch einer der Gründe, warum du nicht schon alles fertig entwickeln solltest, bevor du dein Produkt verkauft hast. Für den Einstieg kann es auch eine abgespeckte Version sein, die du anbietest. Hier ist es sogar gut, wenn die Teilnehmerzahl recht gering ist. Dann kannst du individueller auf die Teilnehmer eingehen, Vorschläge einarbeiten und das Konzept anpassen.
7. Bei einem mehrmoduligen Training über einen längeren Zeitraum macht es auch Sinn, zu Beginn noch nicht alle Module 100%ig fertig zu haben. Nutze die Rückmeldungen deiner Teilnehmer (Frage ruhig zwischendurch immer mal wieder, was sie sich noch wünschen würden) und baue das in die späteren Module ein.
8. Auch wenn es natürlich eine gute Möglichkeit ist, deinen Kurs zuerst kostenlos anzubieten um Rückmeldungen zu bekommen und deine Liste zu füllen, empfehle ich dir trotzdem, das nicht zu tun. Warum? Weil viele von uns – ich eingeschlossen- leider oft die Dinge nicht so sehr zu schätzen wissen, die wir umsonst bekommen. Es fehlt die Verbindlichkeit.
Kostenlos würde ich nur einen kleinen Auszug anbieten, z.B. einen Mini-Kurs oder ein Webinar. Wenn du dann später den „großen Kurs“ anbietest, konnten deine Teilnehmer schon einen Eindruck von deiner Arbeit bekommen und sind eher bereit, Geld für deine Leistung zu bezahlen.
Dein eigentliches Online-Training würde ich in der ersten Runde eher als eine Art „Beta-Test“ anbieten. Für einen vergünstigten Preis können die Teilnehmer deinen Kurs absolvieren und geben dir als Gegenleistung für die Preisermäßigung eine ausführliche Rückmeldung am Ende des Kurses. So hast du Teilnehmer, die ernsthaft an deinem Thema interessiert sind und bereit sind, dafür Geld zu bezahlen und bekommst die Möglichkeit, mithilfe des Feedbacks deiner Teilnehmer dein Angebot zu optimieren.
Ready?
START BEFORE YOU´RE READY im Online-Training ist für mich nichts, worüber man mal nachdenken könnte, sondern etwas, was du unbedingt tun solltest!
Wie geht es dir damit? Welche Erfahrung hast du mit kostenlosen Angeboten gemacht? Ich freue mich auf deine Kommentare!
Herzliche Grüße
Die Links zur Folge für dich
Die Facebook-Gruppe zum Podcast “Erfolgreiche Online-Konzepte für Trainer”
Simone Weissenbach auf Facebook
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