Fehler sind nichts Schlimmes, solange du nicht immer wieder denselben Fehler machst. Persönlich ärgere ich mich oft über Fehler, die ich ganz einfach hätte vermeiden können. Ich habe bei meinen Online-Kursen Fehler gemacht, die einfach überflüssig waren.
Es ist schon einige Zeit her, dass ich meinen ersten eigenen Online-Kurs entwickelt habe. Hätte ich damals gewusst, was ich jetzt weiß, hätte ich mir jede Menge Zeit, Geld und Nerven inklusiver grauer Haare 😛 erspart. Daher gebe ich heute mein Wissen gerne an dich weiter und lasse dich von meinen Erfahrungen profitieren.
1. Finde VORHER heraus, was deine Kunden wollen
Meinen ersten Online-Kurs habe ich vor einigen Jahren für einen Unternehmenskunden entwickelt. Hier habe ich ein weltweites Führungskräfteprogramm entwickelt und umgesetzt. Da für den Kunden die Themen Reisekosten und Zeitaufwand sehr relevant waren, habe ich vorgeschlagen, das Seminar in Form eines Blended Learning-Konzepts (Zusammenspiel verschiedener Lernformen, zum Beispiel offline und online) zu erstellen und verschiedene Inhalte als Online-Kurs umzusetzen.
Der Auftraggeber fand die Idee gut, daher habe ich angefangen, Online-Module zu erstellen. Die Idee fand der Kunde dann immer noch gut, aber er hatte andere Vorstellungen, welche Inhalte in Form von Online-Kursen umgesetzt werden sollen. Letztendlich habe ich einige Arbeitstage umsonst investiert. Das war sehr ärgerlich, vor allem, weil es ein vermeidbarer Fehler gewesen wäre. Hätte ich doch mal vorher gefragt…
So vermeidest du den Fehler:
- Finde heraus, was deine Kunden genau wollen, bevor du deinen Online-Kurs im Detail entwickelst.
- Im Idealfall kannst du sie direkt fragen, wenn du z.B. schon einen Newsletter verschickst.
- Du kannst auch eine kurze Umfrage erstellen. (z.B. auf deiner Facebook-Page oder über Survey Monkey)
- Frage Kunden, die möglichst dem Idealkunden für das neue Produkt entsprechen würden und frage diese.
- So sparst du dir jede Menge Zeit und Geld!
2. Stelle die ersten Module VOR Start des Kurses fertig
Ja, es heißt oft: Start before you´re ready. Dazu habe ich auch einen Artikel geschrieben, wie das im Online-Training funktionieren kann. Damit ist aber nicht gemeint, dass du deinen Kurs promoten und verkaufen solltest, bevor du irgendwas gemacht hast. Vor allem, wenn du noch wenig Erfahrung hast, kann ich dir nur empfehlen, zumindest die ersten Module zum Kursstart auch wirklich komplett fertig zu haben.
Ich habe nicht nur einmal Kursmodule nachts fertiggemacht, die am nächsten Morgen veröffentlicht wurden. Das verursacht Stress und ist ein Fehler, der wirklich nicht sein muss!
So vermeidest du den Fehler:
- Habe zum Kursstart mindestens die ersten Module fertig.
- Wenn spätere Module noch nicht (ganz) fertig sind, kannst du hier noch optimal Rückmeldungen und Fragen der Teilnehmer mit einarbeiten und somit den Online-Kurs noch besser auf die Kunden abstimmen.
- Je weniger Erfahrung du mit Online-Kursen hast, desto mehr würde ich vor Beginn des Kursstartes fertigstellen.
- So ersparst du dir viel Stress und schlaflose Nächte.
3. Teste das technische Zusammenspiel der eingesetzten Tools VORHER
Vor einem Online-Kurs, den ich mal wieder just in time fertigstellen wollte, habe ich ein neues Notebook gekauft, weil der Arbeitsspeicher des alten für die Bildschirmtutorials und Videobearbeitung nicht mehr ausreichte. Böser Fehler…
Es kam, wie es kommen musste. Ich wollte mit dem neuen Notebook die ersten Bildschirmtutorials starten und nichts funktionierte. Mein Mikrophon, das vorher einwandfrei mit dem Programm zusammenspielte, wurde mit dem neuen Notebook nicht mehr erkannt, genauso wenig, wie die externe Webcam. Die Webcam war nicht so tragisch, aber ohne externes Mikrophon war der Ton zu schlecht und auch neue Treiber brachten keine Abhilfe. Ich musste noch zwei weitere Mikrophone kaufen und testen, bis ich eine Kombination gefunden hatte, die funktionierte. Das hat Zeit gekostet und letztlich auch Geld, weil ich da bestellte, wo die Lieferzeit am kürzesten war und nicht da, wo es am günstigsten war. Die Zeit hatte ich nicht…
So vermeidest du den Fehler:
- Test die Kombinationen, mit denen du arbeiten möchtest vorher.
- Dazu gehören z.B. das Notebook, Webcam, Mikrofon, Popschutz, Programme etc. Je nachdem, mit welchen Medien du arbeitest.
- So sparst du Zeit, Geld und Nerven.
4. Plane ausreichend Zeitpuffer ein
Wenn es knapp auf knapp kommt, geht immer irgendetwas schief. Das scheint eine Art Gesetz zu sein. Wenn deine Arbeit professionell und hochwertig sein soll, dann plane dir genügend Zeitpuffer ein. Mach nicht den Fehler, alles just in time fertigstellen zu wollen.
[Tweet “Wenn es knapp auf knapp kommt, geht immer etwas schief. Fehler in Online-Kursen vermeiden.@SW_Weissenbach”]
Bei meinen kurz vor knapp Video-Aktionen, die ich mitten in der Nacht aufgenommen habe, sah ich irgendwann auch nicht mehr ausgeruht und frisch aus. Im Gegenteil… Je müder ich wurde, desto länger habe ich auch für die Aufnahmen gebraucht, weil ich mich ständig versprochen habe und unkonzentriert war. Spare dir Stress und letztendlich auch Zeit, indem du dir genug Zeit einplanst.
So vermeidest du den Fehler:
- Je neuer das Thema oder die Tools sind, mit denen du arbeitest, desto mehr Zeitreserven plane dir ein.
- Nimm keine Videos oder Audios auf, wenn du müde oder unkonzentriert bist – man sieht bzw. hört es!
- So sparst du Nerven, letztendlich sogar Zeit und Abdeckstift für die Augenringe! 😀
5. Weniger ist mehr! Setze erst die MUST HAVES um
Kennst du das auch? Du fängst an Themen für deinen Online-Kurs zusammenzustellen und kommst schnell vom hundertsten ins tausendste. Ach dieser Aspekt sollte noch mit rein, jener auch. Schnell ist dein Kurs viel zu überdimensioniert und überfordert die Teilnehmer. Ich weiß gar nicht, wie viele Inhalte ich schon erstellt hatte, die ich später wieder rausgenommen habe, weil es zu viel geworden ist. Klar waren die Inhalte nicht umsonst erstellt, ich habe sie für spätere Online-Kurse verwendet, aber in dem Moment hätte ich mir die Zeit, die eh immer zu wenig war, sparen können.
So vermeidest du den Fehler:
- Lege dir für deine Kursmodule die Ziele und Inhalte in Stichworten fest.
- Unterscheide nach MUST HAVES, auf die du nicht verzichten kannst und möchtest und NICE TO HAVES, die du später immer noch ergänzen kannst oder dir für Folgekurse aufheben kannst.
- Im Online-Training gilt noch mehr als im Präsenztraining: Weniger ist mehr.
- So überforderst du deine Teilnehmer nicht und sparst dir Zeit, weil du nicht (für den Moment) überflüssige Inhalte erstellst.
6. Teste den Zugang zum Mitgliederbereich VORHER mit einem Teilnehmer-Account
Meine ersten Kursmodule waren rechtzeitig fertig und im Mitgliederbereich eingestellt. Ich habe mir alles angeschaut und nochmal überprüft und war zufrieden. Bis ich am nächsten Morgen von zwei Teilnehmern die Nachricht bekam, dass sie sich nicht im Kursbereich einloggen können.
Ups. Ich habe mich über mich selber geärgert, denn schließlich wollte ich es besonders gut machen und habe alles vorher testet. Ja, getestet schon, aber mit meinem Administrator-Account und nicht mit einem Teilnehmer-Account. Was bei mir als Administrator einwandfrei funktionierte, ging bei den Teilnehmern leider überhaupt nicht. Bis ich das rausgefunden und behoben hatte, hat es einige Stunden gedauert. Mich hat die Aktion einige Nerven gekostet und sicherlich ein paar graue Haare gebracht.
So vermeidest du den Fehler:
- Erstelle dir für deinen Mitgliederbereich oder deinen Autoresponder zusätzlich auch einen Teilnehmer-Account.
- Teste den Kurszugriff nicht nur mit deinem Administrator-Account, sondern auf alle Fälle auch mit einem Teilnehmer-Account.
- Auf diesem Weg sparst du dir Nerven und vielleicht das eine oder andere graue Haar. 😉
[Tweet “Wie du die 6 größten Fehler in Online-Kursen vermeiden kannst @SW_Weissenbach”]
Marit Alke hat einen Podcast zum Thema Die 10 größten Fehler beim Erstellen von Onlinekursen erstellt. Auf jeden Fall hörenswert und eine schöne Ergänzung.
Der Artikel ist eine Ergänzung zu meiner Blogparade: Online-Kurse. Bist du auch noch dabei? Die Blogparade zu deinen Erfahrungen, Tipps oder vielleicht auch Fehlern in Online-Kursen läuft noch bis zum 17. April. Egal, ob du das Thema aus Teilnehmer- oder Trainersicht betrachtest, ich bin gespannt! Übrigens gibt es im Anschluss an die Blogparade auch wieder ein E-Book mit allen gesammelten Beiträgen. 🙂
Liebe Simone,
ich habe mich gefreut Deinen Bericht zu lesen. Mir scheint wir ticken sehr ähnlich. Es hat mich ganz an meinen ersten Online-Kurs erinnert. Anders als Du unterrichte ich jetzt keine Online-Kurse mehr, aber nicht weil ich aufgegeben habe: Ich habe einfach meine Ausrichtung verändert und sie liegt jetzt ganz auf der Technik und der Software-Entwicklung für Online-Kurse.
Geärgert habe ich mich über meine Fehler allerdings weniger. Fehler machen ist erlaubt denke ich, jedenfalls das erste mal. Gerade Online-Kurse sind immer noch ein rechtes Neuland, da muss man einfach mal ins Wasser springen und los schwimmen. Beim zweiten Mal sollte man allerdings draus gelernt haben und wie das geht, führst Du uns hier ja mit Deiner Analyse wunderbar vor. So hilfst Du anderen Deine Fehler nicht zu wiederholen. Prima!
Mit lieben Grüssen aus Zürich
Sabine