Mir ist das passiert, wovor sich wahrscheinlich jeder Trainer insgeheim fürchtet, auch wenn es die meisten irgendwann trifft. Ein Training mit vernichtenden Kritiken der Teilnehmer. Puh, das war hart! :-( Wie konnte das passieren?

Was war passiert?

Es ging um eine Trainingsreihe, die ich für dasselbe Unternehmen schon einmal durchgeführt hatte – mit sehr großem Erfolg. Nun war es Zeit für die Neuauflage. Im ersten Training handelte es sich um Führungsnachwuchskräfte. Alles lief richtig gut, die Rückmeldungen waren toll und ich freute mich schon auf die nächste Veranstaltung.

Jetzt sollte für eine andere Gruppe die Trainingsreihe wiederholt werden. Diesmal waren es Führungskräfte, die schon einige Jahre im Job sind. Der Personalleiter bat mich, ich sollte doch bitte alles genauso machen, wie bei der ersten Runde und nichts verändern. Schließlich seien die Themen Mitarbeitergespräch, Konfliktmanagement und Motivation für diese Gruppe genauso relevant. Nun gut. Klar. Mache ich.

Und dann?

Der erste Trainingstermin lief etwas schleppend, aber okay – bis zur Feedbackrunde. Nachdem eine Teilnehmerin losgelegt hatte, waren auch die anderen nicht mehr zu bremsen und es hagelte eine negative Rückmeldung nach der anderen. Ich hörte mir alles an, schluckte hart und wusste ausnahmsweise mal nicht, was ich sagen oder tun sollte. Immerhin konnte ich mir ein bisschen Professionalität bewahren, schluckte die aufsteigenden Tränen runter und bedankte mich für das Feedback.

Sobald ich alleine war, habe ich mir noch die ausgefüllten Feedbackbögen durchgesehen. Das dort die Rückmeldungen ähnlich schlecht aussahen, brauche ich wahrscheinlich nicht extra zu erwähnen, oder? Nun konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und die Tränen flossen. Erst war ich tiefenttäuscht, dann wurde ich richtig sauer. Erst auf mich, dann auf die Teilnehmer: Wie konnten die nur? Warum haben die denn vorher nichts gesagt? Das ist doch unfair!

Das war hart…

Ich gestehe, dass ich sehr lange gebraucht habe, die Kritik wegzustecken. Ehrlich gesagt hatte ich so etwas vorher auch noch nicht erlebt. Meine Trainingsrückmeldungen waren bisher immer sehr gut, im schlechten Fall mal nur ziemlich gut gewesen, aber tatsächlich noch nie schlecht. Trainings zu geben macht mir unheimlich großen Spaß. Das merken die Teilnehmer auch ganz schnell und lassen sich von mir mitreißen – normalerweise.

Das größte Problem für mich war, dass es noch zwei Trainings mit derselben Gruppe geben sollte. Das lag mir ziemlich im Magen. Es gab auch ein Gespräch mit dem Personalleiter, der nur meinte, dass die Gruppe etwas schwierig sei und ich sollte alles weitermachen wie geplant. Uff. Ne, das wollte ich nicht. Seit dem ersten Training waren mittlerweile zwei Monate vergangen. Da der nächste Termin in vier Wochen stattfinden sollte, musste ich mich nun mit dem Thema auseinandersetzen – ob ich wollte, oder nicht.

Kopf in den Sand stecken gilt nicht!

So fing ich endlich an mich ernsthaft zu fragen, was bei dem ersten Training so schiefgelaufen ist. Zu sagen, dass mir die Erkenntnis wie Schuppen von den Augen gefallen ist, wäre übertrieben, aber nach und nach lichtete sich der Nebel. Ich hatte einen der gravierendsten Fehler gemacht, den man als Trainer machen kann: ich habe viel zu wenig darauf geachtet, wer meine Zielgruppe ist und was diese Zielgruppe für Erwartungen an das Training hat.

Zu der Zeit hatte ich sehr viel zu tun, weswegen ich die Aussicht „einfach nochmal das gleiche Training machen und gutes Geld dafür verdienen“ toll fand. Ich hatte alle Warnsignale während des Trainings – und die gab es im Rückblick durchaus – ignoriert.

Eigentlich kein Wunder…

Mit dieser Einsicht habe ich mir nochmal die Rückmeldungen der Teilnehmer angeschaut. Auf einmal kamen mir die Rückmeldungen gar nicht mehr „gemein und unfair“ vor. Mir wurde deutlich, dass die Erwartungen der Teilnehmer völlig andere waren, als die Ziele, die ich mit dem Training verfolgt hatte. Mist. Das konnte ja nur schief gehen. Plötzlich war klar, warum die Bewertungen so schlecht waren. Da konnte ich den Teilnehmern nicht wirklich Vorwürfe machen. Das wäre mein Job als Trainer gewesen, das zu erkennen.

Entgegen der Order des Personalleiters fing ich also an, das zweite Training komplett umzuschmeißen. Ich versetzte mich immer wieder in die Zielgruppe und deren Erwartungen. Was brauchen diese Teilnehmer? Was bringt ihnen tatsächlich Nutzen? Nach einer Menge Arbeitsaufwand hatte ich schließlich ein neues Konzept.

Die WOW!- Erkenntnis

Ein paar Wochen später stand ich wieder vor der Gruppe – mit einem sehr flauen Gefühl im Magen. Und… Trommelwirbel…. Es lief richtig gut! :-) Ich war unglaublich erleichtert, denn das Ganze hat doch sehr an meinem Selbstbewusstsein genagt.

Im Nachhinein kann ich sagen, dass die Erfahrung äußerst unangenehm war, ich aber tatsächlich sehr viel daraus gelernt habe: ein Training kann noch zu gut konzipiert sein. Wenn es aber die Erwartungen der Zielgruppe nicht trifft und ihnen keinen oder zu wenig Nutzen bringt, dann kann es nur schief laufen.

Bei einem Online-Training, das du ja in der Regel einmal entwickelst, um es anschließend mehrfach zu verkaufen, ist es daher noch wichtiger, dass du dir vorab ganz genau überlegst, wer deine Idealkunden sind und was diese für Bedürfnisse haben. Richte dein Training dann genau auf diese Kunden aus, aber kommuniziere das auch dementsprechend. Also: Für wen ist dieses Training geeignet, für wen nicht? Was ist das Ziel deines Trainingsangebots? Je klarer du in deinen Aussagen bist, umso leichter erreichst du auch deine idealen Kunden und umso weniger negative Rückmeldungen wirst du bekommen.

Welche Themen interessieren dich am meisten bei der Erstellung von Online-Trainings? Schreibe mir unten in die Kommentare. Ich freue mich auf deinen Input!

Herzliche Grüße

Simone Weissenbach